Heute gehts mal wieder nach Russland, diesmal nach Sankt Petersburg. 2012 gründete sich dort die Band Ypres, benannt nach der belgischen Stadt Ypern, welche in den folgenden Jahren erst ein Album und dann zwei EPs aufnahmen. Die erste („Gensu Vitiosum„) erschien ursprünglich 2015, wurde jetzt aber neu aufgelegt und erhielt als Bonus den Song „Umwelt“ von der gleichnamigen zweiten EP noch obendrauf. Grund genug mal reinzuhören.
Man merkt der Scheibe sofort an, dass das hier nix für zwischendurch ist, für die Musik der Jungs sollte man sich lieber etwas Zeit nehmen. Lässt man sich darauf ein, bekommt man einen extrem dichten, melancholischen und dreckigen Mix aus Sludge- und Post-Metal, der sich in den 6- bis 11-minütigen Songs nur schleppend aber dafür umso kraftvoller entfaltet. Dreckige Sludge-Riffs und heisere, manische Schreie sorgen für ein ziemlich unbequemes Setting während ausufernde Solos und melancholisches vor-sich-hintreiben zum einen die Songs auflockern, sie zum anderen aber auch atmosphärisch runder gestalten. Die immer wieder genutzten Gitarrenwände sorgen dafür, dass selbige noch ein gutes Stück dichter wird, was die Scheibe zu einem recht düsteren Hassbatzen werden lässt. Die Drums halten sich dabei meist dezent im Hintergrund, liefern aber nichtsdestotrotz einen guten Backbeat und geben den Songs eine grobe Richtung vor auf der sie dann aufbauen. So wirklich viel tut sich im Verlauf des Scheibe allerdings nicht, die Band verlässt sich auf ihren Kernsound und die entstehende Atmosphäre, was auf Dauer doch langweilig werden kann, vor allem, wenn man mit dem Genre nicht viel anfangen kann. Da kann dann aber der Bonussong „Umwelt“ helfen, der deutlich frischer klingt und hier und da fast einen kleinen Stoner-Doom-Vibe aufbieten kann. Damit reißt die Band am Ende das Ruder noch rum und befreit sich aus ihrem vielleicht etwas zu eng geschnürten Korsett und geben dem Hörer so mehr als zunächst gedacht.
Wenn man also auf Post- und Sludge Metal steht, dann kann man sich Ypres mit ihrem gemächlichen, schweren aber atmosphärischen Sound durchaus zu Gemüte führen. Auf Dauerschleife sollte man das Ding vielleicht nicht laufen lassen, aber gerade durch denn herausstechenden Bonussong macht die Scheibe trotzdem ordentlich Spaß. Die vier Songs von „Genus Vitiosum“ sind also eher in Maßen zu genießen 😉
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